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Gert
Mohlers Material ist Metall.
Früher war es hauptsächlich Schrott, also gefundene Eisenteile, die er kombinierte und collagierte. In den letzten Jahren ist er mehr und mehr dazu übergegangen, Hohlkörperfiguren aus Eisen - später auch aus Edelstahl und Aluminium - herzustellen. Mit der Änderung der Werkstoffe änderte sich auch Gert Mohlers Arbeitsprozess und -stil. Stand am Anfang die Inspiration durch Fundstücke im Vordergrund und entwickelte sich die Figur während des Schweißens, so ist es heute das geplante Arbeiten, bei dem von Anfang an eine Idee, ein Plan, vielleicht auch eine Skizze der fertigen Skulptur steht. Ob die fertige Figur jedoch mit der ursprünglichen Idee identisch ist, ist nicht gesagt und auch nicht wichtig. Eisen ist hart, es widersetzt sich der Bearbeitung und zwingt den Künstler, den geplanten Weg zu verlassen und sich mit dem Eisen als eigener Kraft auseinanderzusetzen. Hieraus entwickeln sich oft neue, nicht planbare Formen. Gert Mohlers Triebfeder Kunst zu machen ist zuallererst der Spaß, die Freude am Kreativ-Anarchischen und nicht das Bedürfnis, seinem Innersten Ausdruck zu geben oder der Welt etwas mitzuteilen. Ob er das vielleicht doch tut, steht auf einem anderem Blatt. Warum arbeitet Gert Mohler mit Blech, Eisen, Stahl, obwohl dieses Material so widerspenstig ist, so hart, so kantig, so gefährlich? Weil Eisen und Stahl mit all diesen Eigenschaften seine ganze Kraft, seine Härte, seine Brutalität aber auch seine Intelligenz, seinen Erfindungsreichtum, und seine Geschicklichkeit im Umgang mit Feuer - sei es als Flamme des Schweißbrenners oder als Lichtbogen des Elektroschweißgerätes - herausfordert. Der Reiz besteht darin, das vermeintlich Widersprüchliche - das harte Material mit Menschlichem, Psychischem, Erotischem, Organischem - in Beziehung zu setzen. Hans-Peter Färber |